HeuMilch Bauern vs. Industriemilch: Eine Geschichte von Menschen, die sich für ehrlich mehr #Kälberwohl einsetzen.

Was das Kalb an Milch trinkt, fehlt im Tank

Berührend: Kälber stehen bei ihrer Mutter, genießen deren Schutz. Und galoppieren dann übermütig in die Kälbergruppe. So wollen wir es alle sehen. 

Die Realität hinkt mit zwei gebrochenen Beinen und einer offenen Fraktur hinterher: Der überwältigende Teil aller Kälber wird direkt nach der Geburt von den Müttern getrennt. Dahinter stecken keine Unmenschen, sondern eine trockene wirtschaftliche Berechnung: 

Wenn ein Kalb 5-6 Monate trinkt, säuft es satte 1500 – 2000 Liter Milch
von der Mutter weg.Dem Landwirt, der von der Milchwirtschaft
Hof, Familie und Altersvorsorge bezahlt,
fehlen dann locker 1000 EUR. 

Naja, es ist simpel: Was das Kalb an Milch von der Mutter trinkt, fehlt im Tank und damit im Geldbeutel des Landwirts. 

Frischmilch, Vollmilch, Biomilch, Weidemilch …

Wann bist du das letzte Mal durch den Supermarkt gegangen und hast – sofern Du Milch und Milchprodukte kaufst – darauf geachtet, welche Haltungsbedingungen hinter der Produktion von Butter, Joghurt, Käse & Co. stecken?

Und: Was Du wofür eigentlich zahlst? 

Machen wir uns nichts vor: Das ist schwer! Im Fleischmarkt wird schon genug Label-Verwirrung betrieben. Aber bei Milch? Grundgütiger… Frischmilch, Vollmilch, Biomilch, Weidemilch… und was steckt jeweils dahinter? Die 1 Million EUR-Frage bei Günter Jauch ist ein Klacks dagegen. 

…  Kälbermilch!

Sie fehlt. Denn es ist die Milch, die dem Kalb bleibt, damit es bei der Mutter und im Herdenverbund aufwachsen darf. Der Anteil dieser Milch muss dringend steigen. Und dazu es braucht Menschen, die dafür ehrliche Grundvoraussetzungen schaffen. Wie zum Beispiel die HeuMilch Bauern. 

Bilder…

HeuMilch Bauern: Menschen, die sich für Kälbermilch stark machen

„Bitte geh mit mehr Dankbarkeit durch den Supermarkt – denk an all die Tiere, die „hinter“ diesen Produkten stehen. Greif zu Produkten, von denen Du weißt: Das Tier durfte ein wesensgerechtes Leben führen!“

Ruth Schmidtberger, HeuMilch Bäuerin

HeuMilch Bauern. Das ist die Bezeichnung einer besonderen regionalen Erzeugergemeinschaft. Alle sind sie Demeter-Bauern, doch gemeinsam als HeuMilch Bauern gehen sie ein bedeutendes Stück weiter: Sie setzen sich für jeden Tropfen Milch ein, die für die Kälber gedacht ist.

HeuMilch Bauer Andreas

„Tiere müssen wesensgerecht aufwachsen dürfen!“

Andreas Aufmuth ist einer von ihnen. Auf dem Demeter-Hof seiner Eltern aufgewaschen, hat er Elektrotechnik studiert und parallel eine landwirtschaftliche Ausbildung absolviert. Die Landwirtschaft packte den jungen Mann – und im Mai übernimmt der 38-jährige zusammen mit seiner Frau den Demeter-Betrieb seiner Eltern. 

„Wir waren jahrzehntelang Milchviehbauern. Und das heißt: Ertrag! Du schaust nur darauf, wieviel Du aus Deiner Milch herausbekommst!“ sagt Andreas im Rückblick. 

Ja, natürlich müssen Demeter-Bauern darauf achten. Auf ihren Streuobstwiesen wächst schließlich kein Geldbaum. Doch Andreas will sein Möglichstes tun, damit die Tiere wesensgerecht aufwachsen dürfen. Und mit ihm zusammen 34 andere Bäuerinnen und Bauern. 

HeuMilch Bäuerin Ruth

„Ehrliche Preise: Geld für Tiere und Menschen, nicht für die Gewinnmaximierung“

Wie Ruth Schmidberger. Die 26-jährige hat ökologische Landwirtschaft studiert und lebt die tiergerechtere Landwirtschaft mit Haut und Haaren. 

Ruth fordert „ehrliche Preise“. Ein so treffender Begriff! Das Geld muss da ankommen, wo es bei Tier und Mensch zu deren Wohlbefinden beiträgt, das wäre ehrlich. Und nicht bei Betrieben, die stur auf Wachstum getrimmt sind. Ruth möchte, dass wir VerbraucherInnen verstehen, dass hinter Butter, Käse, Fleisch, aber auch Vollmilchschokolade oder Milchpulver in Chips Tiere stehen! 

Daher betreiben die HeuMilch Bauern Aufklärung: Fleisch und Milch dürfen nicht auseinander gedacht werden! 

Mästen oder Milch? 

Normalerweise entscheidest Du Dich als Landwirt der Tiere hält, für eine der Spezialisierungen: Machst Du Fleisch oder machst Du Milch? 

Eine absurde Folge dieser Spezialisierung ist, dass „kein Fleisch essen“ und damit der Vegetarismus angesichts des Tierleids in der Industrie nur einen Tropfen auf den heißen Stein bedeutet. Millionen Kälber sind „Fleischabfallware“ – sie trinken den Menschen nur ihre Milch weg. Und werden daher auf industriellem Wege entsorgt, gerne auch mal mehrere 10.000 KM quer durch Europa. 

Wer das verhindern oder zumindest eindämmen will, muss auf Milch und Milchprodukte verzichten, also vegan werden (mehr zum „Vegetarier-Dilemma“ hier). Oder: Milch und Milchprodukte von Menschen beziehen, die mit Wissen und Gewissen an die Sache gehen. Wie den HeuMilch Bauern. 

In beiden Welten denken, um Grausames zu verhindern: „Unsere Kälber landen nicht im Libanon!“

HeuMilch Bauern, und das macht sie in dieser Zeit der Landwirtschaft besonders, denken in beiden Welten: Damit die Kälber auf den Höfen bei ihren Müttern bleiben können, muss die Fleischvermarktung der Kälber mitgedacht werden. 

Unter dem Siegel „KUH plus Kalb“, das gemeinsam mit PROVIEH entwickelt wurde, werden Produkte hergestellt, die garantieren, dass sie aus muttergebundener Kälberaufzucht stammen, die Kälber auf den Höfen verbleiben und erst mit ca. 6 oder 7 Monaten geschlachtet werden.

Der Vertrieb für Milch und Fleisch aus dieser Haltung muss von den HeuMilch Bauern eigenständig gestemmt werden. Und sie sind eine Erzeugergemeinschaft, kein Unternehmen: „Da war viel Umdenken angesagt“ erinnert sich Andreas.  „Wir sind keine Riesenfirma mit Vertriebsstrukturen, wir machen das neben unserer täglichen Arbeit!“ 

Milch und Fleisch zusammendenken – ob wir wollen oder nicht 

Seit es das Programm „KUH plus Kalb“ der HeuMilch Bauern gibt, bleiben viele Kälber auf den Höfen bei ihren Müttern und dürfen dort wesensgerecht leben. Ein Transport quer durch Europa bleibt ihnen erspart. 

Doch die Bedingung dazu ist, dass die Kälber in die Mast gehen. Der Blogger Ingmar Jaschok alias „Hofhuhn“hat es vor kurzem perfekt auf den Punkt gebracht: 

„Wer Kälber liebt, sollte sie essen!“

Ingmar Jaschok alias Blogger „Hofhuhn“

Ja, das klingt brutal. Aber beschreibt die Wahrheit, so wie sie ist und wie die Menschheit sich derzeit qua ökonomischer und ernährungsseitiger Bedingungen und Wünsche aufgestellt hat.! 

„Es geht nicht um uns als HeuMilch Bauern – Es geht die Veränderung von Lebensgeschichten der Tiere!“  

„Wir haben die Verantwortung den Kälbern gegenüber, dass sie wenigstens anständig aufwachsen dürfen!“ Andreas Aufmuth 

Als ich mit Andreas und Ruth spreche, wird mir eines immer wieder so deutlich: Es geht ihnen nicht um Vermarktung. Diese ist notwendiges Mittel zum Zweck, keine Frage! Doch den HeuMilch Bauern und -Bäuerinnen geht es um eine Idee, die viel mehr beeinflusst als nur das Produktportfolio des Supermarktes. Es geht darum, dass wir als VerbraucherInnen endlich begreifen, dass Lebensmittel nicht aus dem Supermarkt kommen. 

Sondern Lebensgeschichten dahinterstecken, die wir alle dringend beeinflussen müssen! 

2 EUR …. Nur 2 EUR!

„Wie teuer müsste Milch sein, damit Kälber vernünftig leben dürfen?“ habe ich Andreas gefragt. „2 EUR der Liter …“ antwortet dieser. Soviel kostet die Milch bei Andreas im Hofladen. Und dies funktioniert auch nur, wenn der Absatz für die Kälber gewährleistet ist! Nur den Preis der Milch erhöhen bringt nichts – die Bullenkälber verblieben auf den Höfen. 

Daher: Lasst uns bitte alle eine Kleinigkeit tun, um die Entwicklung wenigstens ein klein bisschen zu beeinflussen…: 

Bitte: Setz Dich für Kälbermilch ein!

Das können wir alle – wirklich alle – ab und zu tun: 

  • Greif bitte nicht oder nur super selten zu Billigangeboten! Weder bei Fleisch noch bei Milch! Kannst Du es Dir nicht leisten, kaufe weniger. Angesichts von Preisen für andere Produkte – Smart-Phone, Auto, Zigaretten, Wein – ist der Milchpreis ein Witz. Und das wissen wir alle!
  • Vorsicht vor Gewöhnung! Achte bitte darauf, dass auch das Käsebrötchen in der Bäckerei oder der Milchcafé im Restaurant in aller Regel Industriewaren sind. 
  • Sei neu- und wissbegierig! Frage in Restaurants, Bäckereien & Co. nach, wo die Lebensmittel herkommen. Das ist ein leises, aber wichtiges Zeichen von Dir an die Industrie, das wir alle geben sollten. 
  • Denke Milch und Fleisch zusammen: Wenn jemand zu Dir sagt: Ich bin Vegetarier, da ich die Nutztiere schützen möchte, klär diesen Menschen sanft auf, was auch hinter der Milchproduktion steckt. 
  • Über Menschen sprechen, die Gutes tun: Und auch, wenn die Produkte der HeuMilch Bauern heute noch nicht flächendeckend erhältlich sind, kannst Du sie unterstützen. Indem Du mit Freunden und Kollegen darüber sprichst, was Milchkonsum bedeutet und worauf wir alle ab und zu achten könnten … 

Das sind die wichtigsten Websites der HeuMilch Bauern

Ofizielle Website der HeuMilch Bauern: https://www.heumilchbauern.de

Das ihre Initiative, damit Kälber bei ihren Müttern bleiben: https://kuhpluskalb.de

Hier berichtet Demeter über diese Initiative:https://www.demeter.de/aktuell/muttergebundene-kaelberaufzucht-demeter-HeuMilch Bauern

Woher kannst Du die Produkte der HeuMilch Bauern beziehen? 

Hier entsteht bald der Shop von Andreas: http://www.biohof-aufmuth.de

Ferner sind ihre Produkte in EDEKA Märkten in Baden-Württemberg und Saarland, Tegut in Hessen, Denns Biomärkten und im ausgewählten Naturkostfachhandel erhältlich

All Produkte sind mit dem Demeter HeuMilchBauern Logo ausgelobt!

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein