„Genuss fängt weit vor dem Teller an“. Ein Sternekoch bevorzugt Genuss und artgerechte Haltung statt Schickimicki.

Franz Keller nimmt in seinem neuen Buch kein Blatt vor den Mund

Muss er auch nicht, denn der Mann weiß schon, wovon er spricht. 

Franz Keller gehört zu den renommiertesten Sterneköchen in Deutschland. Er lernte sein Handwerk bei Legenden wie Jean Ducloux, Paul Bocuse oder Michel Guérard und konzipierte als einer der Ersten die „Neue Deutsche Küche“. Dann verabschiedete er sich aus dem „Sterne-Zirkus“ und verfolgt seitdem in seiner berühmten „Adler Wirtschaft“ in Hattenheim / Rheingau seine eigene Philosophie. 

Diese Worte habe ich 1 zu 1 vom Verlag übernommen, da ich zugegebenermaßen Franz Keller vor diesem Buch nicht kannte. Jetzt kenne ich sein neues Buch „Vom Einfachen das Beste. Essen ist Politik oder Warum ich Bauer werden musste, um den perfekten Genuss zu finden.“ (2018).

Prominenz trifft ernste Gedanken

Sein Buch ist ein wütendes Statement gegen eine unüberlegte, verrohte Esskultur, die ohne Rücksicht auf Tiere, Umwelt, Menschen und die eigene Gesundheit immer neue Ausmaße annimmt. Während im TV lustige Kochshows laufen, die eine andere Realität vorgaukeln, fällt die Eigenverantwortung des Einzelnen unter den Tisch. Keller ruft an den Herd zurück, und macht dies mit bunten autobiographischen Lebensgeschichten, die viele Prominente an den Tisch bringen, ein bisschen Kochbuch und vor allem sehr viel Überzeugung und Leidenschaft.

Keller hat in seinem Leben viel erreicht und darf sich sozusagen auch mal was erlauben. Dabei ist er sich bewusst: „Ich tauge gewiss nicht zum Chefkritiker und Weltverbesserer und alles, was ich tue, mache ich im Grunde für mich.“ Ins Leben umgesetzt hat er dies auf seinem Falkenhof in Heidenrod-Dickschied, nordöstlich von Mainz gelegen. Führungen, Kochkurse und Küchenpartys warten auf den geneigten Besucher. Die dort ansässige Adler Wirtschaft wird vom Sohnemann geleitet, Franz Keller Junior. Dieser steht in gleicher Denktradtion wie der Vater und führt die Wirtschaft mit viel Liebe und Einsatz. 

Wichtiges Signal aus der Sterneküche

Was Brecht einst formulierte mit „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral,“ will Keller umdrehen: „ Erst kommt die Moral, dann das Fressen!“ Ein gutes Statement, passend für alle, die die Zusammenhänge von Essensqualität und Lebensqualität (nicht nur von einem selbst) zusammendenken (wollen). Kellers Buch ist ein leidenschaftlicher Augenöffner für alle, die immer noch meinen, Gänsestopfpastete würde zu einer sternereichen Küche gehören. Das genauer Gegenteil sollte der Fall sein:

Wann gibt es den ersten Stern für den Koch, der sich mit der Ursprungsgeschichte unserer Lebensmittel am besten auskennt?

  • Hier geht es zur ausführlichen Vita von Franz Keller
  • Hier kann das neue Buch „Vom Einfachen das Beste“ bestellt werden
  • Und hier gibt’s einen Einblick in Keller’s Kochkünste:
© Franz Keller

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