„Meet Food“: Nähe ausdrücklich erwünscht

Erleben/(r) statt Verbrauchen/(r)

Meet Food? Das sind Szenen wie diese: In der Berliner Markthalle Neun siehst Du junge, tätowierte Burschen aus dem Team der Metzgerei „Kumpel & Keule“ Fleisch zubereiten.

© Kumpel & Keule Berlin
© Kumpel & Keule Berlin

Sie wollen alles zeigen: sowohl die „Wurstwerkstatt“  als auch die Zerlege-Raum sind sind bewusst verglast. Schau rein und beobachte live eine, „wenn aus ganzen und halben Tieren Leckeres für die Theke (…) entsteht.“ Dieses Nose-to-Tail-Prinzip ist Philosophie bei Kumpel und Keule: Nichts wird weggeschmissen.

Genauso wie bei Mark Junglas und seiner gläserne Metzgerei im Belgischen Viertel in Köln, Lappen & Prengel. Er zerlegt die Tiere im Ganzen vor den Augen vorbei strömender Passant:innen.

© Christian von Styp-Rekowski: Mark Junglas vor seinem Kühlraum
© Christian von Styp-Rekowski: Mark Junglas vor seinem Kühlraum

Viele bleiben stehen, manche erstaunt, manche entsetzt. Aber immer mehr Menschen entwickeln Neugierde. Metzgereien waren lange Zeit etwas, mit dem man besser nur von der Ladentheke aus in Kontakt kommt. Heute ist das anders. Menschen wollen wissen, woher ihre Lebensmittel kommen. Eine wachsende Anzahl wenden sich von den unpersönlichen Einheitswaren im Supermarkt ab und suchen die Nähe zu den Erzeugern. 

Meet Food: Ursprungsgeschichte als Erlebnis inszenieren

Meet Food beschreibt den Trend, dass Menschen hautnah sehen und erleben wollen, wie Lebensmittel hergestellt werden. Woher sie kommen, was ihre Qualität ausmacht. In der Werbefachsprache spricht man dabei von „der Story hinter dem Produkt“. Produzenten und Erzeuger lüften den Vorhang und beginnen damit, das einst Versteckte in Szene zu setzen.

Auch Molkereien haben diesen Wunsch wahrgenommen und gewähren Einblicke in Produktion und Herstellung des Naturproduktes Milch. Bzw. in Prozesse, damit aus einem Naturprodukt eben kein rein industrielles Produkt wird. Wie die „Gläserne Molkerei“ in Münchehofe. 

Dann eine wachsende Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe, die zeigen wollen, wie Tiere gehalten werden (können). Sie zeigen alles, sie sprechen offen. Inklusive der Schlachtung. Wie Anna Butz und ihre Galloway Zucht. Besuch ist ihr willkommen, Anna versucht aber auch über ihr Videotagebuch Einblicke zu schenken, und die Menschen näher an die Tiere heranzuführen. Oberhalb des Videotagebuchs prangt stets der „Bestell-Button“ – das ist nur ehrlich. Die Tiere werden irgendwann geschlachtet. Aber sie lebten gut.  

Und natürlich die Wochenmärkte, Hofläden, Vinotheken, aber auch der Bäcker und Metzger von Nebenan: Der Kontakt zum Produkt und zu dessen Produzenten – ein steigendes Bedürfnis. 

Verstehen, nicht nur verbrauchen 

Angestossen wurde die Entwicklung Meet Food von einer Zielgruppe namens „Foodies“. Personen, für die der Konsum attribuiert werden muss: Bestenfalls sollen Speisen und Getränke als „gut“, „authentisch“ oder „hochwertig“ eingeschätzten werden. Heute ist der Wunsch der Menschen nach mehr Nähe zum Produkt ist ein recht kraftvoll sich ausbreitender Trend. Nicht in der Masse, aber in die Vielzahl der Bereiche, in denen Meet Food gelebt wird.

Gerade in Bezug auf Lebensmittel wie Fleisch, Milch & Co. scheint der westlichen Konsumgesellschaft immer klarer zu werden, was sie da eigentlich aus der Hand gegeben hat und zurückgewinnen kann: Dem eigenen prüfenden und auch genießenden Blick auf eine Qualität, die in industrieller Fertigproduktion nur Werbe-Illusion bleiben kann. 

Meet Food fördert …

  • … die Nähe zu den Menschen, die Lebensmittel herstellen 
  • … das Erkennen und Erleben einer  Verantwortung, die man als Konsument:in gegenüber Erzeuger:innen und Lebewesen wahrnimmt
  • … das Hinterfragen und erfahren, was „gut“, „artgerecht“, „natürlich“ & Co. wirklich bedeutet
  • … die Entdeckung des eigenen Handlungsmöglichkeiten, gemäß dem Motto: „Ich muss nicht blind in das Regal des Supermarkts greifen – ich habe die Wahl. Und sei es, dass ich nur bei jedem dritten oder fünften Einkauf darauf auf die Ursprungsgeschichte meines Lebensmittels achte.“ Jeder (kleine) Schritt zählt!

Der Trend Meet Food eröffnet große Chancen für bäuerliche Familien und Betriebe, die in die Eigenvermarktung gehen. Doch muss hier noch viel geschehen. Mit unserem Weidemarkt wollen wir dazu einen Beitrag leisten. Mehr dazu gibt es in wenigen Wochen.

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