Julianes Kuh-Wörterbuch

Warum ich ein Wörterbuch für Kühe anlege

Auf unseren Hoftouren durch ganz Deutschland haben wir schon viele großartige Landwirte und ihre Tiere kennenlernen dürfen. Und je mehr ich mich mit dem Thema Nutztiere und insbesondere auch Rinderhaltung auseinandergesetzt habe, umso mehr fiel mir auf, wie wenig ich eigentlich über diese besonderen Tiere weiß.

Die Arbeit beim Weidefunk ist dabei davon geprägt, immer wieder Neues kennenzulernen und zu erfahren. Keiner von uns stammt ursprünglich aus der Landwirtschaft oder hat einen landwirtschaftlichen Beruf ergriffen und so war uns der Unterschied zwischen Muttergebundener Kälberaufzucht und Mutterkuhhaltung gar nicht bewusst.

Um mehr Aufklärung und Verständnis für und von Kühen zu verbreiten, habe ich mich entschlossen, die wichtigen Begriffe hier verständlich und knapp zu erklären.

  • Kuhgebundene Kälberaufzucht
  • Kuh- & Kälberpatenschaften
  • Bullenkalb
  • Weideschlachtung
  • From Nose to tail

Kuhgebundene Kälberaufzucht

Man unterscheidet unter dem Begriff der kuhgebundenen Kälberaufzucht zwei Formen:

Muttergebundene Kälberaufzucht

Während Kuh und Kalb in den meisten Milchviehbetrieben heutzutage meist direkt oder wenige Stunden nach der Geburt voneinander getrennt werden, ermöglicht die Muttergebundene Kälberaufzucht ein Kennenlernen zwischen den Beiden; die Kuh darf ihr Kalb säugen und umsorgen. Zeiten und Dauer, die Kuh und Kalb miteinander verbringen dürfen, variieren dabei von Hof zu Hof. Da moderne Milchkühe auf ihre Milchleistung gezüchtet worden sind, produzieren sie mehr Milch als ein Kälbchen allein trinken kann. Diese wird abgemolken und dann verkauft oder weiterverarbeitet. Mehr zur muttergebundenen Kälberaufzucht gibt es hier von der Expertin Lisa!

Einige Betriebe setzen auf im Rahmen der kuhgebundenen Kälberaufzucht auch auf sogenannte Ammenkühe:  

Ammengebundene Kälberaufzucht

Bei dieser Form der Aufzucht lässt man bei einer Kuh mehrere Kälber saugen, die nicht zwangsläufig ihre eigenen Nachkommen sind. Auch hier erhält das Kalb also Kuhmilch zu trinken und wird nicht mit künstlich erzeugter oder abgepumpter Milch aus dem Eimer oder einer Flasche ernährt.

Mutterkuhhaltung

Die Mutterkuhhaltung ist noch einmal zu unterscheiden: Zwar leben auch hier Kuh und Kalb zusammen.  Im Unterschied zur Kuhgebundenen Kälberaufzucht ist die Milch der Kuh bei der Mutterkuhhaltung aber ausschließlich für die Ernährung des Kalbes vorgesehen. Diese Tiere werden vorwiegend für die Fleischproduktion genutzt.

Kuh- und Kälber-Patenschaften

Gaaaaanz wichtiges Thema!!

Um Betriebe zu unterstützen, die auch Bullenkälbern ein schönes Leben ermöglichen oder ihren alten Rindern ein Gnadenbrot geben, könnt ihr eine Patenschaft für ein oder mehrere Tiere übernehmen. Umsetzung, Kosten und Laufzeiten sind dabei individuell und von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich.

Einige Landwirte bieten darüber hinaus eine Patenschaft an, bei der ihr monatlich für das Tier spendet und nach einer bestimmten Zeit ein Fleischpaket vom geschlachteten Tier erwerben könnt.

Habt ihr eine Patenschaft übernommen, könnt ihr euren Schützling regelmäßig besuchen und kennenlernen. Hierzu gibt es häufig Patentage oder Treffen, bei denen gemeinsam gefeiert wird.

Mehr zu Patenschaften könnt Ihr hier lesen:

Bullenkalb

Ja, das bekommt hier eine Extrarolle. Gemeint ist der natürliche männliche Nachkomme einer Kuh. In der modernen Landwirtschaft, insbesondere in der Milchindustrie, haben diese Tiere leider eine traurige Rolle: Da sie keine Milch geben können und Tiere, die von Rassen abstammen, die rein auf Milchleistung gezüchtet worden sind, auch kaum Fleisch ansetzen, sind sie für viele Betriebe rein wirtschaftlich betrachtet „wertlos“ und werden entweder zeitnah geschlachtet oder gar in den Müll geworfen. Um dem entgegenzuwirken und ein Zeichen gegen eine solche Klassifizierung in „wertvoll“ und „wertlos“ zu setzen, bieten einige Betriebe mittlerweile Patenschaften für ihre Bullenkälber an.

Weideschlachtung

Bei der Weideschlachtung beziehungsweise dem Kugelschuss auf der Weide (Weideschuss) wird das Tier aus geringer Entfernung kontrolliert durch einen Kopfschuss getötet. Es erleidet bei dieser Methode keinen Stress und auch ein angstbereitender Transport zum Schlachter bleibt ihm erspart. Nachdem das Tier gestorben ist, wird es vor Ort zerlegt und verarbeitet. Die Weideschlachtung ist somit die stressfreieste Methode für das Tier zu sterben, dies wirkt sich auch positiv auf die Qualität des Fleisches aus. Leider ist es aktuell für Landwirte noch sehr aufwändig eine Genehmigung für die Weideschlachtung zu erhalten. Dennoch gibt es bereits einige Höfe in Deutschland, die Fleisch aus Weidehaltung und -schlachtung anbieten. Diesem Thema widmen wir uns besonders intensiv hier auf dem Weidefunk: Lies hier alle weiteren Beiträge über dieses wichtige Thema!

From Nose to tail

Zu Deutsch „von der Nase bis zum Schwanz“ meint from nose to tail die ganzheitliche Verwendung der Bestandteile eines geschlachteten Tieres. Das bezieht sich natürlich mitnichten nur auf Rinder, das ist klar! Sondern bitte auf die Verwertung von allen Tieren. Das Konzept stellt sich jedoch bewusst der Verschwendung von Lebensmitteln entgegen und zeigt kreative Möglichkeiten fernab von der reinen Verwertung der Filetstücke auf, was eben gerade auch in der Diskussion um die „Edelteile rund ums Rind“ sehr wichtig ist! Hier kannst du noch tiefer in das Thema einsteigen!

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