Fleisch essen „Ja!“. Fleisch essen „Nein!“ Wie wir mehr mit miteinander, als gegeneinander sprechen können.

Früher konnte ich richtig gut Fronten bauen

Vielen liegt es am Herzen, Menschen in ihrem Verhalten zu beeinflussen. Mir zum Beispiel war es über 2 Jahrzehnte wichtig, mein enges und weiteres soziales Umfeld darauf hinzuweisen, inwiefern der Konsum tierischer Erzeugnisse „echt nicht geht“. Meine Botschaft dahinter: „Iss das nicht mehr“ Verändere sofort Dein Verhalten!“ Und je heftiger mein Gegenüber auf meine Forderung mit Unverständnis reagierte, desto mehr wühlte ich mich auch auf. 

Das Ende könnt Ihr Euch denken. Eine Ernährungsumstellung war auf jeden Fall nicht die Folge. Erst, als ich verstand, dass jede Meinung ihre Berechtigung hat – ja, auch beim Thema „Fleisch- und Milchkonsum“ – veränderte sich meine Art zu sprechen. 

Wir lernen voneinander

Du hast Deine Meinung. Ich habe meine Meinung. Ein Dritter hat seine Meinung. Und jetzt? Wenn wir nicht miteinander ins Gespräch kommen, haben richtige Veränderungen kaum eine Chance. 

Ich glaube, dass wir alle viel voneinander lernen können. Und dazu gehört die ehrlich offene Haltung, sich überhaupt mal für die Meinung und Haltung des Anderen zu interessieren. Wisst ihr was? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die wenigsten Menschen auf Industrie-Fleisch und Industrie-Milch zurückgreifen, weil ihnen die Tiere egal sind. Oder schlimmer noch: sie den Tieren was Böses wollen. 

Nein, fast alle eint, dass es einfach für sie normal ist. Und sie alle mindestens einen guten Grund haben, warum sie in ihrem Alltag es so schwer umsetzen können, bewusster beim Einkauf dieser Lebensmittel zu achten. 

Diese Tipps helfen aus meiner Erfahrung total 

1. Interessiere dich offen für die Meinung und Einstellung des Gegenübers

Egal, wie sehr das, was er oder sie gerade gesagt hat, dich auch nervt: Hör es Dir an, versuche zu verstehen. Aber kein passives Zuhören im Sinne von: „Ja ja… bald ist rum… dann kann ich endlich sagen, was ich zu sagen habe!“ Sondern eine ehrliche Neugierde: Was treibt und bewegt Dich?

2. Frage Dich nach dem Warum im Handeln des Anderen

Echt wichtiger Punkt. Viele Menschen sind sich häufig gar nicht bewusst, warum sie so handeln, wie sie es tun. Es haben sich viele Routinen und Gewohnheiten eingeschlichen. Dann sind Menschen sogar überrascht, wenn Du ehrlich neugierig mal nachfragst:

„Was lässt es Dich so machen, wie Du es machst?“

Respektiere die Gefühle des Anderen – auch wenn sie Dir weh tun

Aus der eigenen Haut kann keiner raus, das wissen wir alle. Und damit ist nichts anderes gemeint als: Wenn wir stark fühlen, dann kann der andere noch so wütend um einen herumtoben und sagen:

„Ey – mach das anders! Fühl anders!“

Das wird nichts bringen.Respektiere daher immer die Gefühle des Anderen, nimm sie zur Kenntnis und hinterfrage lieber, aus welchen Gründen es zum Beispiel dazu kam, dass einer sagt:

„Lass mich in Ruhe mit Deiner Ernährung! Ich will das nicht hören.“

Denn wenn Du weißt, warum dieser Mensch so abriegelt, wirst Du die Chance haben, anders mit ihm zu sprechen und ihn bestenfalls sogar für wichtige Themen zu öffnen. Erst wenn die emotionale Barrikade des Anderen erkannt und respektiert wird, kann sie auch „bearbeitet“ werden.

Das Gefühl der Schuld lässt die meisten Menschen „zu machen“ – dein Ziel sollte die Öffnung sein

Du musst nur heftige genug sagen, was der Andere falsch macht, und schon wirst du schnell Ruhe haben. Schuldzuweisungen sind die beste Art, damit einem das Gegenüber mehr zuhört.

Achte sorgsam darauf, wo aus Deinem guten Rat ein Vorwurf wird. Je mehr Du Deine Kompetenz ausbaust, den Anderen in seinen Gefühlen und Haltungen zu verstehen, desto weniger werdet Ihr Beide in eine Schulddiskussion hineinrutschen. Wo man dann nur schwer wieder rauskommt.  

Schreckliche Bilder allein machen viele mürbe und mutlos. Besser: Zeige, was jemand selbst verändern kann – jetzt!

„Ich kann diese Schreckensbilder aus den Schlachthöfen nicht mehr sehen! Ich schalte das ab!“

Wie häufig habe ich das in den letzten Jahren gehört? Und: immer häufiger – es nimmt definitiv zu. Und auch das haben wir zu respektieren. Wichtig ist, den Anderen auch hier in seinen Gefühlen ernst zu nehmen. Und nicht etwa zu entgegen:

„Da musst du aber hinschauen, sonst wirst du ja nichts verändern an Deiner Ernährung!“  

Versuch besser, den Menschen verständnisvoll in etwas Positives mitzunehmen. Beispielsweise kannst Du ihm davon erzählen, dass es Fleisch und Fleischprodukte neuerdings „ohne Schlachthof“ gibt:

„Weißt, Du, diese Anbieter sagen sich: Unser Tier soll im Herdenverband angst- und schmerzfrei sterben. Wie findest Du denn diesen Ansatz?“

Und schon habt ihr potentiell ein Gesprächsthema, in dem Du ehrlich die Meinung des Gegenübers erfahren möchtest und ihr gleichzeitig ein Thema besprecht, das für die Zukunft wirklich etwas an der Lebensqualität der Tiere verändern kann.

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