Woran erkennst Du Höfe, die eine ehrlich gute Quelle von Fleisch und Milch sind?

Erfahrungen und Gefühle – auf mehr als 50 Hofbesuchen

Den Weidefunk gibt es jetzt seit einem guten Jahr. Viele Höfe haben wir seit unserem Start im Oktober 2019 besucht. Wir haben unzählige Gespräche geführt, und Wertvolles dabei gelernt. So unterschiedlich die Menschen auf diesen Höfen sind – ihre Charaktere, ihre Lebensgeschichten – so eint so doch das eine oder andere. 

Diese gemeinsamen Nenner, die wir beobachten durften, wollen wir an Dich weitergeben. Wir hoffen, es hilft Dir an der ein oder anderen Stelle, ein Gefühl dafür zu bekommen, was die „guten“ Höfe ausmacht. 

Gutes tun – macht zufrieden

Ein Aspekt möchte ich den Beobachtungen direkt voranstellen – es ist der achtsame Blick eines Weidefunk-Lesers auf die Menschen, über die wir berichten: 

„Wenn ich in die Gesichter der Menschen schaue, der Frauen und Männer die Du vorgestellt hast, überwiegt für meinen subjektiven Eindruck die Zufriedenheit mit diesem Leben – das Richtige tun, macht offensichtlich zufrieden – ich würde mal so weit gehen, dass ich in meiner beruflichen Laufbahn kaum Menschen getroffen habe, die in ihrem Business-Job eine derartige Zufriedenheit ausgestrahlt haben, mich eingeschlossen. Das nur mal so als Beobachtung eines „Außenstehenden“.

Das ist wirklich treffend in Worte gefasst. Tatsächlich scheint dies ein gemeinsamer Nenner vieler, vieler LandwirtInnen zu sein, die sich bewusst für einen BEWUSSTEN und damit auch mutigen und risikoreichen Weg in der Landwirtschaft entschieden haben. 

Und hier kommen nun unsere gesammelten Beobachtungen – selbstverständlich sind dies nur unsere kleinen und auch ersten Erfahrungen, viele weitere werden noch hinzukommen! 

1. Kreative Standbeine

Kaum ein Hof, zu dem wir hinfahren, zieht seinen Lebensunterhalt allein aus einem Standbein. Die Verbesserung der Tierhaltung zieht es häufig nach sich, dass die LandwirtInnen erst einmal kräftig draufzahlen. Daher bauen sie vorausdenkend häufig auf verschiedenen Standbeinen auf. Neben der Direktvermarktung sind dies zum Beispiel pädagogische oder auch Event-Angebote auf ihrem Hof. 

Diese Kreativität ist nach unserer Erfahrung ein Indiz dafür, wie hier eine von seiner Sache überzeugte Persönlichkeit (bzw. die dahinterstehende Familie) ein Konzept durchsetzt, das auf Nachhaltigkeit und Ganzheitlichkeit baut. Nicht auf kurzfristige Gewinne.   

Peter auf dem Klosterhof Büngenhausen ist super engagiert in der pädagogischen Arbeit – und legt damit direkt einen „Draht“ zur tiergerechten und natürlichen Landwirtschaft schon bei den Jüngsten.

2. Tür und Tor sind für Dich offen

Erinnerst du dich noch an den „Vorzeige-Bauernhof“ von McDonalds? Mir ist damals so der Kragen geplatzt. Da rühmt sich diese Fast „Food“-Kette doch tatsächlich mit einem Vorzeigebauernhof. Wohlgemerkt: einem… 

Für die Höfe, die wir besuchen, stellt sich nicht die Frage, ob sie etwas von sich zeigen und preisgeben. Das ist ihr klarer Vorteil gegenüber allen Vertretern der Industrie: sie machen die Türen und Tore auf! Und du wirst merken, wie gerne und mit welch tiefer Überzeugung sie dies tun.

Claudia vom Hof Keil zeigt Dir alles – bis hin zur hofeigenen Schlachtanlage!

3. Erst Werte, dann Preis

Ich habe noch nie erlebt, dass es in einem Hofladen zu Preisdiskussionen kam. „Das ist mir zu teuer!“ ist einfach kein Satz, den Menschen beim Anblick von Fleischprodukten in einem guten Hofladen kommt. Denn hier sehen sie den ehrlichen (und aufwendigen) Entstehungskontext des Produktes!

Der Preis der hier angebotenen Lebensmittel steht damit in einem gesunden und SICHTBAREN Verhältnis zum Wert, den diese Lebensmittel im Hinblick auf die Lebensqualität von Tier und Menschen aufweisen. 

Dass ein Kalb bei seiner Mutter saugen kann, ist alles andere als selbstverständlich. Aber ist ein solcher Anblick nicht jede (notwendige) Preis-„Erhöhung“ wert???

4. Starke Familienbande

Auch das fällt auf: In aller Regel besuchen wir Betriebe, wo die gesamte Familie anpackt und auch die Nachfolger – sprich Töchter und Söhne – bereits in den Startlöchern stehen. Was nichts anderes heißt als: Sie glauben an den Betrieb und dessen Zukunft. Auch dies ist immer mal wieder auch ein Indiz dafür, mit was für einer Haltung hier Landwirtschaft betrieben wird. 

Drei starke Frauen übernehmen einen Betrieb: hier die Mädels vom Biohof Jörgens.

5. Persönlich sprechen

Das ist ganz wichtig: Auf „guten“ Höfen steht man Dir Rede und Antwort. Direkt oder eben auch über die sozialen Medien. Gute Höfe verfügen natürgemäß nicht über Riesenbudgets für das Aufschalten irgendwelcher Marketing- und Kommunikationskanäle, aber sie nutzen die Möglichkeiten, die sie eben haben. Über Facebook und/oder Instagram sowie über eMail erreichst Du die LandwirtInnen nach unserer Erfahrung zuverlässig. 

Tim ist ein gerade auf den sozialen Medien super engagierter Landwirt – egal worum es geht, er gibt dir zu allem Auskunft was seine Haltung von und zu seinen Tieren anbelangt.

6. Gesundes Augenmaß für Umwelt, Leben und Wirtschaft

Wenn Du mit diesen LandwirtInnen sprichst, die ihre Höfe aus tiefer Überzeugung führen, wirst Du merken, dass sie ihre Produkte niemals auf Kosten von Natur und Tier erzeugen. Sie versuchen stets, Umwelt, Ihre Tiere und die Wirtschaftlichkeit im Blick zu halten. Letzteres übrigens ist wichtig! Es bringt wenig, mit zig idealistischen Vorstellungen von einer so-muss-Landwirtschaft-aussehen-Überzeugung ans Werk zu gehen – die Wirtschaftlichkeit aber ignorieren zu wollen. 

Die gute Nachricht: wir alle können sie dabei unterstützen, dass sich das Gute wirtschaftlich trägt. 

Stefan arbeitet auf seinem Hof wirtschaftlich – aber mit konsequentem Blick auf Tier, Natur und Mensch. Häufig wird eine solche „Kreislaufwirtschaft“ belächelt – aber immer mehr Menschen sehnen sich nach einer solchen Art die (Land)Wirtschaftens. Und der Erfolg dieses Hofes legt ein schönes Zeugnis davon ab!

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