Was trägst Du? Lass uns über Leder sprechen!

Das Schweigen des Leders

Viele denken immer noch – ich dachte es auch lange Zeit – dass Leder eh ein Abfallprodukt aus der Fleischindustrie sei. Doch mitnichten. Weltweit ist Leder zu einem extrem profitablen Geschäft geworden. Und Deutschland ist einer der Hauptabnehmer.

Der Großteil des weltweit gehandelten Leders kommt aus Niedriglohnländern wie Indien, Bangladesch, Vietnam oder China. Das stille Leiden der Tiere ist die eine Seite des Leders, erst jüngst wieder eingefangen in der ZDF Dokumentation von Manfred Karremann: 

Eine andere, dass die Herstellung von Leder zumeist mit horrender Umweltverschmutzung einhergeht. Doch seien wir mal ehrlich – die meisten von uns machen sich kaum oder keinerlei Gedanken über die Herkunft ihrer Tasche, Schuhe, Gürtel oder auch des derzeit in den Stadien herumflitzenden Fussballs. 

Doch selbst wenn Du Dir Gedanken machst –  was ist denn die Alternative? Genau aus dem Grund haben wir begonnen, im Weideradar gezielt Leder mit aufzunehmen. Vor allem aber möchte ich Dir heute auch Nomi vorstellen, eine Mongolin, die eine mutige Idee nach Deutschland getragen hat. 

Mit 20 EUR in der Tasche

Nomi ist heute 35 Jahre alt und lebt seit 2008 in Deutschland. 22 Jahre jung war sie, als sie damals für ihr Studium hierherkam. 20 EUR hatte die junge Mongolin damals in der Tasche. Sie wagte sich in ein Land, dessen Sprache sie kaum spricht, und ohne wirklichen Plan. 

Doch ihre Heimat hat sie im Herzen nie wirklich verlassen, und exakt diese leitete sie: „Meine Heimat hat so viel zu bieten – eine unvergleichliche Natur mit unterschiedlichsten Landschaftsformen, einer großartigen Kultur und gastfreundliche Menschen.“ Diesen Spirit wollte sie nach Deutschland bringen, und unternehmerisch umsetzen. 

Mit „Jurtenleder“ gründete Nomi einen Online Shop, der Rucksäcke, Notizbücher, Geldbörsen & Co. – alles Einzelstücke – aus mongolischem Naturleder anbietet. Dieses stammt aus 100 % nachhaltig produzierten Leder. Die Tiere leben in absoluter Freiheit. 

Mongolischer Spirit

Nomi hat Nachhaltigkeit im Blut: „Ich besitze nicht besonders viel Kleidung und jage auch nicht jährlichen Trends nach. Für mich ist es wichtig, dass Kleidung hält! Nicht Genutztes verkaufe ich, um den Stücken ein zweites Leben zu ermöglichen.“ 

Auch bei ihrer Ernährung achten sie und ihr Mann auf die Haltung der Tiere. „Meine Kindheit verbrachte ich in der Mongolei in Städten mit wenigen Tausend Einwohnern. So etwas wie industrielle Massentierhaltung und -produktion kannte man nicht. Wir versorgten uns selbst. Fleisch und Milch kamen aus der Region von den umliegenden Nomaden. Das ist heute noch so. Meine Mama pflegt ihren Gemüsegarten, hat ein Gewächshaus und weckt Überbleibsel ein.“ Dieses Prinzip lebt Nomi mit ihrer Familie soweit es geht in Deutschland. 

Nomadische Vision 

Und setzt es in ihrem eigenen Geschäft um: „Die Arbeit mit Leder ist bei uns eng verknüpft mit dem Nomadentum. Nomaden leben traditionell die Weidetierhaltung.“ Diese Weidetierhaltung ist verbunden mit einer großen natürlichen Freiheit für die Tiere. 

„Nur wenige Menschen kennen die Mongolei. Reisen sind nicht einfach, da man mit Englisch außerhalb der Hauptstadt Ulan Bator nicht weit kommt. Rundreisen ohne Ortskundige sind schwer durchzuführen. Oft ist man mehrere Tage unterwegs, um einen Winkel der Mongolei zu erkunden.“ so Nomi.

Nomis Vision von Jurtenleder war es daher, jedem Menschen ein Stück der Mongolei nach Deutschland zu bringen. Sie denkt dabei sowohl an die Tiere, als auch an ihre Landsleute: „Ich möchte das Lederhandwerk bewahren und eine gute, nachhaltige Produktion transparent machen.“ 

Umweltschutz, Tierschutz, Schutz der Mitarbeitenden

„Dass auch Kleidung einen gesundheitlichen Effekt hat, ist vielen Leuten nicht bewusst. Unsere Haut ist offenporig und kann verschiedene Giftstoffe hervorragend absorbieren! Diesem Risiko sind sich viele nicht bewusst“

Nomi

Dazu gehört auch, dass die Gerb-Methoden unbedenklich für Natur und Mensch sind: „Das meiste Leder wird heute mit Hilfe von Chrom-Salzen gegerbt. Diese Gerbmethode ist sehr effizient, doch können Chrom-Verbindungen bei unsachgemäßer Gerbung Kontaktallergien auslösen. Wir bevorzugen daher die rein pflanzliche Gerbung. Dieser Prozess ist zwar aufwendiger und teurer, kommt aber mit rein natürlichen Substanzen aus. Das ist gerechter für die Mitarbeiter in den Gerbereien und gesünder für unsere Kunden.“

Wir wollen, dass unsere gelebten Werte mehr Einfluss auf das Kaufverhalten nehmen und sich die Leute bewusster für Nachhaltigkeit entscheiden. Wenn wir mit Jurtenleder mehr Leute zu nachhaltigem Leder bewegen können, ist das toll. Um das zu erreichen, klären wir auf und versuchen alles so transparent wie möglich zu zeigen.“ 

Gesunde Tierhaltung, gesunde Produkte

Dieses Credo gilt so häufig. Und eben auch beim Leder! Ist Dir schon mal aufgefallen, wie häufig einem empfohlen wird, die Kleidung vor dem ersten Tragen zu waschen? Dies ist eben z. B auf unsachgemäße Gerb-Methoden zurückzuführen. Wir sollten auch beim Leder beginnen, hinter die Kulissen zu schauen. 

Ich weiss selbst, wie schwer es ist. Bei vielen Produkten sogar unmöglich, ich denke da nur an meinen Sattel. Aber genauso wie beim Fleisch gilt: die ersten Schritte zählen. Versuchen wir es alle! 

Besuche hier z. B. die Portraitseite von Jurtenleder im Weideradar!

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