weidefunk zu Besuch bei Dirk Flechsig: „Ich muss mit eigenen Augen sehen, dass die Tiere gut leben!“ Wie ein Metzger die Zukunft des Fleischerhandwerks in eigene, verantwortungsvolle Hände nimmt.

Dirk Flechsig: Ein Metzger lebt vor, wie sich das Fleischerhandwerk neu erfinden kann. 

Das Fleischerhandwerk hat zu kämpfen. Nachwuchssorgen, wachsende Macht vom Lebensmitteleinzelhandel, sinkende Preise  … die Liste ist lang. Naja, und dann sehen wir ihn: 

Den Gegenentwurf. Sarah und ich sind an einem Samstagvormittag nach Kamen/Westf. gefahren, zu einer der beiden Filialen von Dirk Flechsig. Der schon von außen ansprechend gestaltete große Metzgerladen fällt durch die Besucherschlange auf, die sich geduldig bis auf den Bürgersteig schlängelt. 

Was wird denn hier verschenkt?! Sarah und ich schauen uns an.

Großeltern. Eltern. Dirk & Yvonne: 
Ein Familienbetrieb tritt seine Zukunft an

Mit einfachen Worten, aber klar auf den Punkt gebracht.

Nichts wird hier verschenkt. Im Gegenteil besuchen wir mit der Metzgerei Flechsig einen Handwerksbetrieb, dessen Produkte ausnahmslos eine ehrlich tiergerechtere Herkunftsgeschichte haben. Und wo Kunden den Wert dieser Produkte bezahlen wollen. Denn sie wissen, dass sie es „wert“ sind. 

Dirk begrüßt uns, um uns herum wuseln Kunden zusammen mit den Verkäuferinnen. Eine fröhlich-aufgeregte Stimmung demonstriert uns, dass Einkaufen ein Event sein kann. Doch wir wollen es ein wenig leiser und ziehen uns in eine ruhigere Ecke zurück, um zu plaudern. 

Dirk ist in dritter Generation in diesem Betrieb tätig. Seine Mutter hat ihn damals vom Opa übernommen; 2000 dann ging die Metzgerei in die Hände von Dirk und seiner Frau Yvonne über. Zu diesem Zeitpunkt war der Laden nur ein Drittel so groß. 

Dirk und Yvonne einte der Blick in die Zukunft: „Wir lassen es nicht beim Alten.“ Woher stammt dieser frühe Veränderungswille? 

Warum der Wille zu einem schonungslos ehrlichen Blick hinter die Kulissen vieles zum Guten führte 

„Meine Eltern hatten 26 Mitbewerber im Ort. Wir haben heute nur noch zwei.“ Erzählt der Metzgermeister. Glück gehabt und schlicht überlebt? Mitnichten. 

Als Dirk den Betrieb übernommen hatte, war seiner der kleinste im Ort. Mittlerweile ist der Laden ein einladendes Lokal inklusive gemütlichen Sitzecken und hochmodernen Produktpräsentationen geworden. Man fühlt sich echt wohl! Das liegt aber nach Empfinden von Sarah und mir nicht zuletzt daran, dass sämtliche hier angebotenen Lebensmittel – Fleisch und Fleischprodukte, aber auch Marmelade, Nudeln, Honig, Milch & Co. – aus Quellen stammen, denen Du echt vertrauen kannst. 

Dirk und Fachgroßhändler? Fehlanzeige. Dirk bezieht von kleinen regionalen Anbietern, die er z. B. auf Hoffesten oder bei Besuchen von Betrieben kennenlernt. 

 „Auf einem Hoffest stand eine Dame und verkaufte selbstgemachte Marmelade. Einfach köstlich! Das Produkt wollte ich im Laden haben. Genau das ist es! Die großen Mengenmarken dagegen wollen wir nicht!“

Dirk hält selbst die Augen offen. Dieses Prinzip hat ihn früh begleitet und auf einen guten Weg gebracht: 

„Betreten verboten? Das ging gar nicht, das hat mich extrem zum Nachdenken gebracht!“

„Weißt Du, ganz früher suchte sich der Metzger die Tiere noch beim Bauern aus. So lernte ich das aber nicht mehr kennen. Ich fuhr als junger Mann immer zum Schlachthof, und holte dort das Fleisch.“ Dirk wird nachdenklich und führt dann weiter aus: 

„Der Schlachthof war halt Dein Lieferant, nicht der Landwirt. Also bat ich irgendwann mal im Schlachthof um einige der Adressen der Landwirte, wo die Tiere herkommen.“ Ausgestattet mit den Adressen fuhr Dirk los. 

Tja, schöner Plan. Endete aber bei jedem Betrieb am selben Schild:

Dirk erinnert sich: „Da kannst du dir doch schon vorstellen, was da hinter den Türen mit den Tieren abgeht!“ 

Dirk setzt auf NEULAND und auf die eigenen Augen

„Damals war der Metzger vom Ansehen her gleich nach Bürgermeister und Pastor. 
Und heute?“

2000 war eine Zeit, da dachten die wenigsten VerbraucherInnen darüber nach, wie es „Nutz“-Tieren hinter den Stalltüren – und wachsenden industriellen Mauern – auf den Betrieben ging. 

Dirk zweifelte schon damals nicht nur am Erfolg der zunehmenden Verhüllungspraktiken der Fleischindustrie, sondern wollte auch die Ehre des Fleischerhandwerks wieder auf Vordermann bringen: „Damals war der Metzger vom Ansehen her gleich nach Bürgermeister und Pastor. Und heute?“

Das persönliche Einstehen für die Herkunft eines Produktes – das kann kein Label. Das können nur Menschen! Und Metzger sind aus Dirks Sicht dazu verpflichtet. Um größere Mengen Fleisch zu beziehen, brauchte er also einen Partner, der mit ihm zusammen die Augen aufmacht und hinter die Stalltüren schaut.

Seine Wahl fiel damals auf NEULAND. Ein Qualitätsfleischprogramm, das als einziges seiner Art vom Deutschen Tierschutzbund anerkannt wurde und wird. 

„Das Fleischerhandwerk hat sich vom Landwirt über die Jahre entfremdet. Das muss wieder anders werden!“

Dirk verkauft heute nicht nur NEULAND-Produkte. Erhielt aber damals durch die Neuländer erstmalig Gelegenheit, Bauern zu besuchen. Natürlich sind dies ausschließlich Landwirte, die eben nichts zu verstecken haben. Ob Stroh- oder Weidehaltung, Fütterung, medizinische Versorgung bis hin zu kurzen Transportwegen: Man möchte zeigen, wie es gemacht wird. 

Das war ganz in Dirks Sinne! Bis heute besucht er vor allem mit seinen Verkäuferinnen die Betriebe und lässt die Damen anschauen, wie Rinder, Schweine und Geflügel leben. 

Dirk betreibt in diesem Sinne echte Beziehungsarbeit, die sowohl seinen Kunden als auch v.a. der ursprünglichen Wertschöpfungskette voll entgegenkommen. „Das Fleischerhandwerk hat die Beziehung zum Bauern irgendwann verloren – und auch vernachlässigt!“ fügt Dirk reflektiert hinzu. Es zählte nur noch Lieferpünktlichkeit, Gewicht des Tieres & Co. Und er will das für seinen Betrieb anders machen.

Und macht es anders. 

„Wenn Du Tierwohl aus rein wirtschaftlichen Gründen machst, ist das das K.O.-Kriterium! Nein – Du musst da ehrlich hinterstehen!“

Natürlich ist Dirk auch Unternehmer! Und das ist auch gut so. Er sagt es so lapidar, aber bringt mit den folgenden Sätzen etwas so Wichtiges auf den Punkt – sowohl für das Metzgerhandwerk als auch für die Zukunft einer enkeltauglichen Landwirtschaft: 

„Nur Tierwohl an die Tür pappen bewirkt nichts! Du musst da selbst voll hinterstehen!“

Beides muss verknüpft werden: Die eigene Überzeugung, dass Produkte aus einer tierfreundlicheren Landwirtschaft für unsere Zukunft richtig sind. Und dann mit dem ganzen Team – das mitgenommen und motiviert werden will – jeden Tag aufs Neue an der Ladentheke diese Überzeugung zum Ausdruck bringen. 

Er setzt nicht einfach nur auf einen Markttrend. „Wenn Du das nicht total willst, lass es!“ Dirk spielt damit auf die Strategie vieler Einzelunternehmer an, etwas ins Sortiment oder Portfolio aufzunehmen, nur weil laut Marktstudien Verbraucher dies gerade haben wollen. 

Das Ergebnis von Dirks Haltung? 

Eine begeisterte Kundschaft: Mit hohem Stammkundenanteil. 
Engagierte Verkäuferinnen: Mit sehr niedrigem Willen, jemals wieder den Job zu wechseln! (-:

Andrea: Seit 24 Jahren Verkäuferin mit Blick auf Kunden. Und die Tiere. 

Andrea lächelt: 
„Fleisch 4,99 im Discounter? Fleisch 12,99 EUR bei uns? Ach, da kommen die Kunden eher zu uns!“

„Das geschieht echt häufig, dass die Kunden nach der Herkunft des Fleisches fragen! Wir geben ihnen dann super gerne die Adressen der jeweiligen Bauern. Und da fahren sie dann hin und schauen es sich selbst an!“ Erzählt Andrea mir. Sie ist nicht nur seit 24 Jahren Verkäuferin in der Metzgerei Flechsig, ihrem Mann und ihr kämen kein anderer Verkaufsort für Fleisch und Fleischprodukte in den Sinn als ihr eigener Arbeitgeber. 

Sie war selbst auf zahlreichen landwirtschaftlichen Betrieben und weiß damit, was sie den Kunden sagt. Und was sie selbst auch nur noch kaufen will für ihre Familie. 

Mit Preisdiskussionen hat sie nichts zu tun und erzählt munter lächelnd: „Ach, Fleisch 4,99 im Discounter? Fleisch 12,99 EUR bei uns? Da kommen die Kunden eher zu uns!“ Natürlich gilt das derzeit nur für Menschen, denen gewisse Aspekte für sich, ihre Familie und die Tiere wichtig sind . 

Solch ein Paar erblicke ich und unterbreche sie bei ihrem Einkauf. Kathrin und Uwe gehen jeden Samstag bei Dirk einkaufen. „Die Gründe liegen auf der Hand! Qualität ist hervorragend, es ist handverpackt, nicht in Plastik eingeschnürt und überhaupt ist es uns wichtig: Weniger Fleisch aber dafür besseres!“ 

Kathrin und Uwe: Treue Stammkunden der Metzgerei Flechsig

Kathrin geht auch beim Discounter einkaufen, aber Fleisch und Wurst will das reflektierte Paar ausschließlich aus Quellen, denen sie vertrauen dürfen. Die Antwort auf meine Frage, was sie anderen VerbraucherInnen rät, fällt zielsicher aus:  

„Geh dahin, wo Du mit den Leuten reden kannst! Dann musst nicht auf eine Verpackung schauen wo tausend unübersichtliche Sachen draufstehen…!“

Schöner und treffender kann man es kaum auf den Punkt bringen, Kathrin. 

„Kauft kein Fleisch von Tieren, die auf engstem Raum gehalten werden! Wir bitten Euch darum!“

Das sind die Worte eines Metzgers. Dirk Flechsig wurde über die Jahre immer konsequenter. Aus „schlechter“ Haltung gibt es bei Dirk und Yvonne nichts zu kaufen. Das Credo dieser persönlichen Metzgerei ist so einfach wie wirkungsvoll: 

„Ich geh auf den Bauernhof. Dort sehe ich, wie die Tiere leben und ich lerne die Menschen dahinter kennen! Das ist meine Qualitätsgarantie!“ 

Dirk zeigt, dass das Fleischerhandwerk eine Chance hat, wenn das Interesse an Tierwohl ernst genommen wird. Und immer wieder zeigt er seine ehrliche Persönlichkeit. So zum Beispiel in einem kurzen Video zu Weihnachten, in dem er seinen Kunden mitteilt, dass er Kaninchen nicht mehr anbieten möchte. Das Video gewinnt keinen Schönheitswettbewerb, aber ist dafür für uns der Gewinner in der Kategorie „Ehrliche Persönlichkeit setzt sich für wichtige Schritte ein!“ 

Schaut es Euch selbst an: 

Dirk möchte nach eigener Aussage dem Handwerk etwas zurückgeben. Und wisst ihr was? Das kann er und wird er auch. Vielen Dank, lieber Dirk, für Deine reichliche Zeit und die richtig motivierenden Worte!

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    Standort Kamen
    Oststraße 17
    59174 Kamen
    T.: 02307 102 85
    Parkmöglichkeiten direkt hinter unserem Ladenlokal.

    Standort Bergkamen
    Schulstraße 48
    59192 Bergkamen
    T.: 02307 606 13
    Parkmöglichkeiten direkt hinter unserem Ladenlokal.

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    Montag bis Donnerstag: 7:00 bis 13:30 Uhr und 15:00 Uhr bis 18:30 Uhr
    Freitag: 7:00 bis 18:30 Uhr
    Samstag: 7:00 Uhr bis 13:00 Uhr

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