Schuhtick goes artgerecht. Was Du tun kannst, wenn Dir die Herkunft Deiner Schuhe mittlerweile unter die Haut geht.

Schuhe. Schuhe. Schuhe. Leder?

So mancher behauptet, dass wir den Charakter eines uns unbekannten Menschen zu 90 % anhand seiner Schuhe bestimmen könnten. Ich bezweifle das ehrlich gesagt. Muss ich auch angesichts meiner frauenuntypischen Gleichgültigkeit, die ich der Behufung da unten zolle. Ich möchte nicht wissen, was man angesichts dieser Theorie über mich sagen müsste.

Ich kaufe in aller Regel Schuhe aus Kunstleder. Pragmatisch, bequem, robust. Robust? Ne, das nämlich eben mal so gar nicht. Kunstlederschuhe überleben kaum die Torturen meiner sportlichen und sonstigen Aktivitäten. 

Daher hatte es mich interessiert, ob es denn mittlerweile Schuhe gibt, die aus artgerechter Herstellung stammen. Denn Schuhe machen den Löwenanteil des verarbeiteten Leders aus: 

© FAZ / Lanxess
© FAZ / Lanxess

Die meisten Menschen tragen zwar wie selbstverständlich Leder am Leib, fragen sich aber selten, welche Ursprungsgeschichte dem gegerbten Naturstoff wohl zugrundeliegt. 

Wie die nachhaltig motivierten Shopping-Experten von BuyGoodStuff herausgefunden haben, „werden laut UN-Landwirtschaftsorganisation FAO im Jahr rund 1,8 Milliarden Quadratmeter Leder hergestellt, die Hälfte wandert in die Schuhindustrie. Die Mehrheit der Lederproduktion stammt aus China, Italien und Südamerika.“ Die hier existierende Massentierhaltung sorgt für steten Nachschub. 

Worauf kannst du beim Kauf von Schuhen achten? 

Ich denke, hier müssen wir differenziert vorgehen. Denn dass nicht plötzlich alle auf ökologisch hergestellte Schuhe fliegen, liegt wohl nicht zuletzt auch in der derzeitigen Unreife des Marktes. Oder anders gesagt: richtig viel Angebot existiert hier nicht… 

Wenn man etwas mehr Geduld hat… wird man doch mal fündig. So werden etwa im Bio-Online-Versand Waschbär neuerdings hauseigene Schuhe angeboten, die aus Rinderhäuten hergestellt werden, die direkt von Bauernhöfen des Ökolandbauverbands Biokreis in Süddeutschland stammen.

© Waschbär
© Waschbär

Das ist ein aufwendiges Prozedere, wie Ecopell, seines Zeichens der Lederlieferant von Waschbär, betont. Hier siehst Du einen Vergleich zwischen den klassischen Standards und denen der Ökoschuhe: 

© Waschbär/Ecopell
© Waschbär/Ecopell

Laut Waschbär ist die Nachfrage nach den Bioschuhen, die zwischen 160 bis 190 Euro kosten, sogar recht gut: „Von unseren ersten Bioschuhen haben wir zunächst nur je 75 Paar fertigen lassen. Sollten diese bei den Kunden gut ankommen, wollen wir eine funktionierende Handelskette für das Leder aus kontrolliert biologischer Tierhaltung aufbauen.“ Und das wäre doch eigentlich recht wünschenswert. 

Womit wir bei den Punkten wären, was Du tun kannst, auch wenn es Deine Lieblingsschuhe noch nicht aus einer artgerechten Quelle gibt. 

1. Augen aufhalten, wo sich was entwickelt & Flagge zeigen

Produziert wird, was nachgefragt wird. Ein einfaches Marktprinzip. Es lohnt sich, häufiger mal im Geschäft bei der Verkäuferin nachzufragen, welchen Ursprungs das Leder ist. Vor vielen Jahren war die Frage nach der Herkunft des Fleisches an der Metzgertheke auch noch von einem genervten Gegrummel in meinem Rücken begleitet – mittlerweile wird diese Frage toleriert, denn die Menschen werden bewusster. Je mehr Du und andere im täglichen Einkaufsverhalten nach Aspekten fragen, die eine „Hidden Message“ haben („Hey, mir ist da wichtig, wo das Leder herkommt!“), desto besser stehen die Chancen, dass dies bei Produzenten auch ankommt. Dies gilt auf jeden Fall auch beim Alltagsprodukt „Schuhe“!

2. Auf Siegel achten und Exotisches strikt meiden

Achte vielleicht auch mal auf Siegel wie „Naturleder IVN zertifiziert“. Dieses garantiert hohe Standards in Bezug auf ökologische Kriterien und artgerechte Haltung der Tiere. 

Der Verein Inkota e.V. hat ferner die Kampagne „Change your Shoes“ ins Leben gerufen. Hier kannst Du nochmal mehr über die Hintergründe der Lederindustrie erfahren. Und hier hat die NGO Inkota hat noch einmal festgehalten, was Du aktiv tun kannst

Eine weitere Möglichkeit ist, verstärkt auf den Blauen Engel zu achten.

© Blauer Engel
© Blauer Engel

Dieser wird bereits seit 1978 für Produkte vergeben, die deutliche ökologische Verbesserungen gegenüber konventionellen Produkten ausweisen. Der Blaue Engel zeichnet bei der Produktion von Lederschuhen diejenigen aus, die keine gesundheitsgefährdenden Chemikalien enthalten und die aus Häuten und Fellen von landwirtschaftlichen Nutztieren hergestellt worden sind. Wild lebende oder bedrohte Tierarten sind damit von der Nutzung ausdrücklich ausgeschlossen. 

3. Prinzip „Lange tragen“

„Leder ist ein Produkt, das auf einen langen Nutzen ausgelegt ist. Wer einen Lederschuh kauft, sollte sich klar sein, dass er eigentlich nicht als Saisonware konzipiert ist. Bei richtiger Pflege halten Lederwaren jahrzehntelang und gewinnen im reifen Alter sogar an Charme und Attraktivität.“ So der Lederexperte (was es alles gibt) Dietrich Tegtmeyer. Meint eigentlich nichts anderes als: Wenn Lederprodukte, dann nutze sie bitte so lange wie nur möglich. 

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein