Weidefunk-Tour nach Köln: Über milchtrinkende Patenkinder, ehrlich gute Burger & einen Blick durch die RTL-Kamera

Weidefunk goes Köln: Demeter-Hof, Burger-Restaurant & RTL

26 Grad sind es bereits am frühen Morgen, als wir in Münster aufbrechen. Neben der vollständigen Weidefunk-Besatzung – Juliane, Sarah, Lioba und mir – begleitete uns unsere gemeinsame Freundin und Weidefunk-Aspirantin Jeanette. Und RTL West, die mal wissen wollten, wie so ein Weidefunk-Trip aussieht. 

Jeanette (gemütlich in der Mitte zwischen Juliane und Lioba) ist schon auf der Hinfahrt ein bisschen erledigt. Da weiß sie noch nicht, was noch alles auf sie zukommen wird!

Zwei Stationen haben wir an diesem Samstag vor uns: 

  • Der Breuner Hof – ein Vorzeige-Betrieb, der nach Demeter-Richtlinien arbeitet und sich auch der Idee der Regionalwert AG angeschlossen hat. Er liegt im schönen Lindlar im Bergischen Land.
  • Und Freddy Schilling, eine Gastronomie mit ultraleckeren Burgern mit zwei Standorten in der Kölner Innenstadt
  • Sowie ein gemütliches Ausklingen in meiner alten Heimatstadt…

Petra & Albrecht vom Breuner Hof: Wenn Liebe mehr bewirkt als nur zwei Menschen zusammenzubringen

„Den emotionalen Anteil hatte ich damals von mir abgetrennt.“

Albrecht vom Breuner Hof

Wir kommen am Vormittag am Breuner Hof von Albrecht und Petra an. Das RTL-West-Team ist noch nicht da, und so haben wir Zeit, uns in aller Ruhe kennenzulernen, Kaffee zu trinken und natürlich direkt in unsere Herzensthemen zu tauchen. 

Die Geschichte der Beiden und damit dieses Hofes nimmt einen mit: Albrecht hatte hier viele Jahre einen konventionellen Milchviehbetrieb: 22 Kühe, in Anbindehaltung. Und er wuchs: Melkstände, Roboter, … eben alles, was ein „Größer, höher, weiter“ verlangt. „Den emotionalen Anteil hatte ich damals von mir abgetrennt, als ich die alte Milchviehwirtschaft hatte.“ erzählt Albrecht traurig. „Sonst kannst du das nicht machen mit den Tieren.“ 

Aber Albrecht ist ein Herzens-Mensch. Und traf damit auf Petra. Das stellte so ziemlich alles auf den Kopf: Sie gab ihm die nötigen Impulse, um den Betrieb in einen waschechten Demeter-Hof umzuwandeln. Schritt für Schritt.

Albrechts inneres Gespür und Petras bewundernswerte Empathie für das Dasein aller Lebewesen veränderte, was ursprünglich unveränderlich schien.

„Manche Gäste kommen als Veganer und fahren als Vegetarier“

Heute leben auf dem Breuner Hof Ponys, Schafe, Hunde, Hühner und natürlich Milchkühe: Auf den Weiden, mit ihren Hörnern und: mit ihren Kälbern zusammen! Auf dem Demeter-Hof – der sich auch der Idee der Regionalwert AG angeschlossen hat – spürst Du hautnah dessen Mission: Nähe erzeugen: 

„Verbraucher müssen dringend den persönlichen Kontakt zum Landwirt wiederhaben. Nicht nur zu uns hier! Zu allen Höfen, die sich gesagt haben: wir machen es anders!“ 

„Hier wird (fast) nur noch aus Liebe gemolken.“ So schön habe ich das Konzept „muttergebundene Kälberaufzucht“ auch noch nicht gelesen.

Petra und Albrecht melken nach wie vor, aber stellen das Kälberwohl nach oben. Das können sie, da sich die Beiden vielseitig aufgestellt haben: Neben der Vermarktung bieten sie Ferienwohnungen, Kräuterseminare und Patenschaften an. Vor allem aber sprechen sie mit den Menschen, laden sie ein, ihren Blick zu verändern. 

„Es ist schon passiert, dass Gäste als Veganer kamen, und als Vegetarier wieder fuhren!“ lacht Albrecht. Denn auf dem Breuner Hof erkennen die Menschen plötzlich den Zusammenhang zwischen Milch und Fleisch, und damit von Mutterkuh und Bullenkalb. Letzteres ist in der Milchindustrie „Abfall“. Durch das Konzept der muttergebundenen Kälberaufzucht dürfen die Bullenkälber länger bei der Mama und im Herdenverbund aufwachsen. 

Hofgäste Jasmin und Martin: Die Zukunft kennt die Herkunft

„Die Menschen werden so schnell nicht aufhören, Fleisch und Milch zu konsumieren. Daher sind solche Höfe wie der Breuner Hof so wichtig!“

Jasmin, Besucherin auf dem Breuner Hof

Während wir plaudern, sehe ich ein junges Pärchen über den Hof schlendern: Es sind Jasmin (25) und Martin (26) aus Leipzig. Sie machen Urlaub auf dem Campingplatz in der Nähe. Sie wollten den Breuner Hof besuchen, da dieser ihnen aus der Seele spricht: Am Wohl der Tiere ehrlich interessiert und konsequent mit, nicht gegen die Natur arbeiten. 

Und es war zu meiner hellen Freude auch die muttergebundene Kälberaufzucht, die die Beiden gereizt hat: 

„Die Kälber dürfen bei ihren Mamas bleiben – das hat mich total überzeugt.“  

Jasmin ist begeistert.
Jasmin und Martin wurden direkt mal in Beschlag genommen! Ein schönes und Mut machendes Gespräch.

Beide leben vegetarisch. Ich wollte von ihnen wissen, was sie damals zum Nachdenken gebracht hat. Martin erzählt: „Ach, ich kraulte damals Tiere in so einem Tierpark. Und dachte: Das ist doch nicht normal! Das Tier hier kraule ich, und am Stand esse ich gleich ein Würstchen?!“  

Als Kindergärtnerin weiss Jasmin: „Der Zusammenhang zwischen dem eingepackten Fleisch und dem Tier fehlt einfach! Die Kinder fragen mich: Warum töten die denn ein Tier? Das kann man doch im Supermarkt kaufen!“ Erschreckende Aussagen, die ich aber auch nicht das erste Mal höre. Jasmin ist hier realistisch und offen zugleich: „Die Menschen werden so schnell nicht aufhören, Fleisch und Milch zu konsumieren. Daher sind solche Höfe wie der Breuner Hof so wichtig!“ 

Ein Ghanaer Praktikant regte zum Nachdenken an

Ich schlendere zurück zur immer größer werdenden Gruppe auf dem Hofplatz. Mittlerweile ist RTL nämlich auch da. 

„Wenn wir bei uns ein Tier schießen, muss dieser Schuss sitzen. Und ihr lasst eure Tiere lange vor der Schlachtstätte stehen!“

Gemeinsam brechen wir auf zu den Weiden. Während Albrecht von RTL gut in Beschlag genommen wird – kein Wunder, der Mann ist ein wahrer Entertainer und Sympathikus – vertiefen Petra und ich uns in Gespräche. 

„Es ist so wichtig auf die ganze Kette zu schauen! Der Verbraucher sollte sich beim Kauf von Lebensmitteln wie Fleisch und Milch dafür interessieren: Wie ist das Tier aufgewachsen? Wie wurde es gefüttert? Wie ist es gestorben?“ bittet Petra.

Auf dem Breuner Hof werden keine Tiere mehr zum Schlachthof transportiert. Stattdessen kommt Matthias Kürten, seine moderne mobile Schlachtanlage sorgt für einen stress- und angstfreien Tod der Tiere. Auf dem Hof, im Vertrauten.

Petra erzählt mir den Ursprung zur Entscheidung für die mobile Schlachtung: „Wir hatten damals einen Praktikanten aus Ghana. Und er sagte zur mir: „Was ihr da mit euren Tieren macht, das ist arg. Wenn wir bei uns ein Tier schießen, muss dieser Schuss sitzen. Und ihr lasst eure Tiere lange vor der Schlachtstätte stehen!“ Petra schüttelt den Kopf: „Er hat uns echt zum Nachdenken gebracht.“ Und zum Handeln. 

Albrecht isst ab und zu Fleisch, aber nur das aus eigener Produktion. Petra hingegen ist Vegetarierin. Aber sie alle finden ihren Weg auf dem Breuner Hof – in absoluter Toleranz, aber eben auch Ehrlichkeit, was man mit seinem Gewissen wie vereinbaren kann. Dieses Nachdenken dürfte einer der wichtigsten Schritte für uns alle sein. 

Auf dem Weg in die Kölner Innenstadt bewegt uns was… 

Die muttergebundene Kälberaufzucht ist so viel mehr als „nur“ ein landwirtschaftliches Aufzuchtkonzept. Es sollte in unser aller (emotionalem) Interesse sein, den Tieren das Wichtigste zu lassen: Sich untereinander, innerhalb ihres Herden- und Familienbundes. 

Wir alle sind eingenommen von unserem Besuch dieses Hofes, der so viel richtig macht. Dem wir einfach nur wünschen: Schafft es! Mehr von solchen Konzepten! 

Lioba und ich ziehen direkt unsere Konsequenz aus diesem Besuch: Zuhause wollen wir eine Patenschaft übernehmen. Das taten wir dann auch: Elisabeth ist es geworden. Der Beitrag dazu folgt.  

Elisabeth – sie wird das gemeinsame Patenkind von Lioba und mir.

Zuerst aber erwarteten uns mauschelige 38 Grad in der Kölner City. Zusammen mit dem RTL-Team fielen wir bei Henning Stecker ein, einen der zwei Geschäftsführer vom Burger Restaurant Freddy Schilling. 

Freddy Schilling: Ehrlicher Gegenentwurf zum McDonalds Burger 

„Da muss man erst nach Neuseeland fahren, um richtig gutes Fleisch aus ehrlicher Herkunft zu essen?“

Henning Stecker, Geschäftsführer von Freddy Schilling

Der heute 41-jährige Henning Stecker hat es damals gewagt und zusammen mit Kumpel Pascal das erste Burger-Restaurant in Köln eröffnet, dem die Herkunft des Fleisches wichtig ist.  Die Geschichte hinter der Gründung spricht die Sprache von echten Überzeugungstätern: 

Vor 25 Jahren lernten sich Henning und Pascal in Köln bei einer Ausbildung zum Hotelfachmann kennen. Henning hielt es aber nicht in Köln, er wollte nach Neuseeland auswandern. Das tat er auch. Pascal besuchte ihn damals dort, und ein Abend sollte dann ihre gesamte berufliche Laufbahn ordentlich durcheinanderbringen: Mitten in Queenstown saßen sie in einem urigen Burgerladen und aßen den damals wohl besten Burger ihres Lebens, dessen Herkunft klar ausgezeichnet war. In dieser Burger-Braterei war es undenkbar, Fleisch von gequälten Tieren zu verarbeiten. Beiden fiel auf: „Hey – in Köln gibt es sowas nicht! Da muss man erst nach Neuseeland fahren, um richtig gutes Fleisch aus ehrlicher Herkunft zu essen?“

Die Auswanderung wurde kurzerhand ad acta gelegt, die Sehnsucht nach Selbständigkeit war zu groß geworden. Das Konzept „Freddy Schilling“ war geboren und wuchs zu einer mittlerweile in zwei Innenstadt-Filialen top laufenden Burger-Braterei heran. 

Ein Erfolgskonzept, das mit Geschmack überzeugt

„DAS SOLL NICHT NUR GUT SCHMECKEN, SONDERN DU MUSST DOCH ECHT WISSEN: DEM TIER GING ES GUT! DAS IST SO WICHTIG BEIM GENUSS!“ Henning

Von Tag 1 war „Freddy Schilling“ ein voller Erfolg. Das Fleisch beziehen die beiden Vollblut-Gastronomen von Neuland. Einem Qualitätsfleischprogramm, das konventionelle Tierhaltung betreibt, aber dabei weit über dem üblichen Standard liegt. Neuland-Landwirte halten ihre Tiere mindestens auf Stroh und mit Auslauf, bei den meisten ist auch Weidehaltung ein emotionales Muss. 

Henning war damals von Hugo Gödde, einem der Gründer von Neuland, angetan: „Dem tut das echt Leid um jedes Tier, das geschlachtet wird! Das war zumindest mein Eindruck.“ Und führt lachend aus: „Das bei Neuland, das sind Geschäftsleute die gleichzeitig Tierschützer sind – das ist top!“. 

Freddy Schilling & Co. leiten die Gastronomie in die richtige Richtung!

Nur eine Sache fällt mir auf: Wenn Du mit Henning sprichst, wird die Herkunftsgeschichte seines verarbeiteten Fleisches – aber auch der anderen eingesetzten Lebensmittel wie den Kartoffeln aus Rommerskirchen – lebendig. Und auch in der Speisekarte kannst Du ein wenig nachlesen. Wenn Du Dich aber im Restaurant selbst umschaust, erkennst Du kaum Hinweise, dass dieses Konzept von Freddy Schilling auf die besondere Herkunft setzt. 

Henning klärt mich auf: „Die Menschen kommen – und kommen immer wieder – weil es einfach geil schmeckt! Ich weiss nicht, ob sie die Herkunft kennen wollen … “ Wir diskutieren lange, und vergessen darüber die Kameras von RTL. Es ist eine gute Frage, ob und in welchem Maße die Menschen beim Restaurant-Besuch tatsächlich wissen wollen, woher das Steak auf ihrem Teller kommt. Genau deshalb haben wir das Thema „Gastronomie“ erst vor kurzem bei uns im Weidefunk mit aufgenommen. 

Wir sind aus vollstem Herzen davon überzeugt: Die qualitätsvolle, ehrlich auf Tierwohl fokussierte Herkunft von Fleisch und Milch ist ein starkes Genuss-Argument! 

Aber ich verstehe Henning gut – viel zu viele Jahre verbarg sich hinter der Geschichte vom Fleisch wenig Sehenswertes. Man konnte sozusagen erst, wenn es auf dem Grill oder in der Pfanne lag, die Augen wieder aufmachen.

Was wird sich ändern? Abschlussdiskussion und ein wunderschöner Abend am Rheinufer

Am Abend sind wir alle durch. Von emotionalen Gesprächen, Wüstentemperaturen, einem nebenbei laufenden TV-Dreh. Meine Spekulation, dass wir alle um 20 Uhr im Hotelzimmer im Bett liegen, bewahrheitet sich aber nicht. Bis spät in den Abend sitzen wir zusammen; am Rheinufer, am Hafen und zu meinem Graus auch noch im Riesenrad. Durchsetzt sind unsere Gespräche immer wieder von unseren Erlebnissen und den Menschen heute. Sie machen Mut: Ja, es wird sich was ändern. Auch wenn wir alle noch nicht wissen, wie schnell. Aber zu viel schon ist an Gutem in die Welt gekommen, um zu bleiben.  

 

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