Weidemilch, Heumilch, Bergbauernmilch. Was ist was?

Wie Milch heute gekennzeichnet wird

Milch ist gleich Milch? Stimmt nicht. Bei bei den jüngst aufkommenden Milch-Bezeichnungen spitzt so mancher interessiert die Ohren: Weidemilch, Bergbauernmilch, Heumilch. Klingt gut – ist es das auch? 

Weidemilch 

Der Begriff Weidemilch bezieht sich, wie man sich auch denken kann, auf die Haltung der Kühe. Diese sollen möglichst viel Zeit auf der Weide verbringen. Der Begriff ist nicht gesetzlich geschützt, insofern kann natürlich auch trefflich darüber gestritten werden, was „Weidegang“ im konkreten Fall nun bedeutet. Daher gibt es auch erste Bemühungen, mehr Verbindlichkeit in den Begriff zu bekommen.

Zum Beispiel durch das Label „Pro Weideland – die Weidecharta“. Gegründet wurde es vom Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen e.V. Das Label, das wir und diesem Beitrag genauer vorstellen, will die Weidehaltung gezielt fördern. Seit 2017 haben Molkereien und Unternehmen die Möglichkeit, sich mit diesem Label zu zertifizieren. Unter anderem verpflichten sich diese dann, dass zuliefernde Betriebe ihre Kühe mindestens 120 Tage im Jahr auf die Weide lassen. 

Die weiteren Kriterien sind jedoch häufig recht unterschiedlich geregelt. So zum Beispiel die bzgl. der Kuhhaltung im Winter, wie die Tiere gefüttert werden, wenn sie im Stall sind, ob gentechnisch veränderte Futtermittel eingesetzt werden usw.

Bergbauernmilch

So wird laut EU die Milch genannt, die von Kühen produziert wurde, die 800 Meter über NN oder höher gegrast haben. Hier ein Einblick in die Molkerei Berchtesgardener Land, die laut eigener Angaben das Prinzip Bergbauernmilch nicht nur in ihrer URL, sondern in der gesamten Wertschöpfungskette abbildet: www.bergbauernmilch.de. Glaubhaft wird der Betrieb zum einen durch konkrete Zahlen, die sich nicht zuletzt auf das Wohl der Milchkuh auswirken: 

  • Im Durchschnitt halten die Landwirt:innen der Molkerei Berchtesgardener Land 27 Kühe
  • Diese Kühe geben durchschnittlich 7.500 Liter Milch pro Jahr 

Angesichts der Tatsache, dass eine so genannte Turbo- und Hochleistungskuh ca. 12.000 Liter und mehr Milch pro Jahr geben muss, darf diese Zahl als wünschenswert angesehen werden. 

Zum anderen bemüht sich die Molkerei um unkonventionelle Wege, wie zum Beispiel konkrete Bewegungsprämien und Beratung für mehr Auslauf. Wenn ein Milchbetrieb mag, kann dieser auch auf begleitende Homöopathiekurse rückgreifen oder Natursteinsalz als natürliches Futtermittel einsetzen. Nette Ideen. 

Falls Du Lust bekommen hast, hier geht’s zum Online Shop der Bergbauernmilch

Heumilch 

Der Begriff Heumilch betrifft die Nahrung der Milchkühe. Kühe sollten naturgemäß vor allem Grünfütter zu sich nehmen. Silage (Futter, das durch Gärung haltbar gemacht wird) und Kraftfutter (v.a. Getreide, Raps- und Sojaschrot) dagegen sind unartgerecht und dienen einzig der industriellen Leistungssteigerung. 

Die Bezeichnung Heumlich ist seit März 2018 EU-weit geschützt. Mit „Demeter HeuMilch Bauern“ existiert unabhängig auch ein erstes Label: Wie man hier lesen kann, ist seit 2016 „Heumilch“ eine „garantiert traditionelle Spezialität“ (g.t.S.) gemäß der Verordnung (EU) Nr. 1151/2012. Seit März 2018 steht „Heumilch g.t.S.für eine Fütterung mit frischen Gräsern, Hülsenfrüchten, Kräutern (im Sommer) sowie Heu (im Winter), denen anderes Futter (Getreide, Mais …) nur in geringeren Anteilen beigemengt sein darf. Verboten sind Silage und Feuchtheu sowie das Verfüttern von Nebenprodukten aus Brauereien, Mostereien und Brennereien. Untersagt sind auch Futtermittel tierischen Ursprungs (Ausnahme: Milch und Molke für Jungvieh) sowie als gentechnisch verändert gekennzeichnete Futtermittel.“

Eine der Hauptanbieter ist die Arbeitsgemeinschaft ARGE Heumilch Österreich und neuerdings auch Arge Heumilch Deutschland. Hier geht’s zu den teilnehmenden Molkereien.

Mit dem Zeichen „Demeter HeuMilch Bauern“ bietet die Erzeugergemeinschaft Demeter Milchbauern Süd seit Ende Januar 2018 erstmalig eine Art Siegel für Bio-Heumilch. Sie erhielt als erste deutsche Organisation überhaupt ein Heumilchzertifikat. 

Das Logo „Demeter HeuMilch Bauern“ signalisiert Verbrauchern, dass sie Milch von engagierten, unabhängigen Bio-Landwirten kaufen, die ihre Tiere „wesensgemäß und nach den biodynamischen Richtlinien“ (von Demeter) halten und ausschließlich Heu und Gras verfüttern.

Grundlegende Empfehlungen für den Milchkauf

Wenn Du Milch kaufst, gehst Du schon mal einen guten Schritt, wenn Du Deinen Blick schärfst für Packungs-Aufschriften wie Bergbauernmilch, Weidemilch oder auch Heumilch. Doch sind diese Begriffe vor Marketing-Mäntelchen auch nicht gefeit, da eben nicht richtig geschützt.

Wenn Du auf Nummer Sicher gehen willst, schaue bei Deiner Milch daher zusätzlich darauf, dass mindestens ein EU-Bio-Siegel, besser noch eines der Bio-Verbände wie Demeter, Naturland oder Bioland auf der Packung vorhanden sind.

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